Trailritte und Reiturlaube by Moni - Zauber der Sahara Marokko 2002
 

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Texte und Fotos: Copyright by Simone Scheiper
   
 
 
Auf Berberhengsten in Marokko durch die zauberhafte Sahara "Zauber der Sahara"

 
 1.Tag 09.11. 2002, Samstag

Die Reisetasche stand nun seit 3 Wochen vor meinem Bett - Frühzeitiges Packen? Nöö! Sie hatte nur nach dem Apachetrail noch nicht den Weg zurück in den Keller gefunden und die letzten Reitklamotten waren gerade wieder blütenrein, aprilfrisch gewaschen.
 
 Auf ging es ins nächste Reitabenteuer: Sandige Sahara - Afrika! Innerhalb von sechs Wochen Reiten auf drei Kontinenten... Yeah!
 
Bereits am frühen Morgen blickte ich in ein erstauntes Gesicht einer Hannoveraner Lufthansa-Mitarbeiterin. Auf meine Frage ob ich mein Gepäck bis an den Zielort durchchecken kann, antwortete diese: "Ouarzazate? In was für einem Land liegt denn das? Ich arbeite schon so viele Jahre hier und habe noch nie einen Passagier dorthin eingecheckt." Tja, einfach einen Reiturlaub bei Pferd und Reiter buchen *grins - Nachdem sich rausstellt das ich "bloß" nach Marokko wollte, ging alles ganz easy weiter. Das Gepäck wurde ich komplett los und sogar meinen Boarding Pass für den Inlandsflug mit der Royal Air Maroc, wurde mir bereits in Hannover in die Hand gedrückt. - Thanks Expo City!
 
Üble Turbulenzen auf dem Flug nach Frankfurt ließen den armen Kerl neben mir ganz grün im Gesicht werden - Landung mit Luftlöchern und Seitenböen, wie gut das ich so was wirklich liebe! Angekommen in Frankfurt wurde ich von Karin direkt am Gate abgeholt (große Wiedersehensfreude) und auch Katrin stieß dort zu uns. Zu dritt gingen wir Frank und Lutz abholen, die beiden waren zusammen mit Karin eingeflogen und genossen das letzte deutsche Bierchen. Ohne Stress -Ankunft UND Weiterflug von Concourse A- nahmen wir im Wartebereich platz. Unsere 5er Gruppe fiel durch lautes Geschnatter und interessante Fußbekleidung (Reit- oder Wanderbotten) auf und so fanden auch Verena, Kerstin und Tanja schnell zu uns.
 
Lufthansaflieger "Bamberg" startete von NSouth 18.... Starten? Leise Zweifel machten sich breit...
War der Lufthansatarif plötzlich so günstig geworden weil wir rollen statt fliegen sollten? Fast 20 Minuten fuhren wir in flottem Tempo über das Flugfeld bevor der Flieger endlich abhob;-)
 
Gelandet in Casablanca wurden wir schon sehnlichst von Christiane erwartet. Chris war schon drei Stunden früher mit der Air France eingetroffen. Leider stand schon bereits hier für sie fest das ihr Gepäck weg war - Tja, Pariser Airport "Charles de Gaulles" auch "Bermudas Dreieck" genannt.... 80 Euro Entschädigung und keine Ahnung wie es weitergeht - Herzlichen Glückwunsch Air France! Zum Glück blieb Chris gelassen und wir riefen Nadja in Agadir an um Nachzufragen wie in so einem Fall zu verfahren ist. Karin hatte als einzige die P+R Unterlagen mit allen Telefonnummern mitgenommen - Thanks! Die Geschichte war einfacher als gedacht (scheint wohl ständig bei der Air France zu passieren). Vollmacht für den Taxifahrer ausstellen, Kopie vom Reisepass machen und weitere 80 Euro von der Air France für den zusätzlichen Gepäcktransport kassieren.
 
Fast acht Stunden Aufenthalt in Casablanca - elendig lang. Wir tranken typischen süßen Pfefferminztee und stürmten anschließend das Flughafenrestaurant. Mittlerweise war auch Monika aus Zürich eingetroffen. Endlich 22:25 Uhr - Weiterflug nach Ouarzazate ohne besondere Vorkommnisse. Am "riesigen" Airport OZZ wurden wir schon erwartet. Ein riesengroßes Schild mit der Aufschrift "REHA" lachte uns an - Wir lachten zurück. Sollten wir hier etwa so was wie eine Kur bekommen?
 
Mit 10 Leuten in zwei Taxis - Eng aber gemütlich! Nur die ständig auf und ab wippende Kofferraumklappe machte mir Sorgen. Ob das Gepäck wohl vollständig ankommt? Was wäre eigentlich wenn Chris ihr Zeug nun auch hätte? - Zwei Gepäckstücke mehr und wir wären bestimmt "auf Grund gelaufen" :- )
 Hotel Amlal: Endlich ein Bett - Hurra! Ein hübsches kleines, zweckmäßig eingerichtetes Hotel erwartete uns mit dem Charme aus 1000 und einer Nacht und wir fielen um etwa 1:30 Uhr nachts in die Falle.
 
 
2. Tag 10.11.2002, Sonntag
 
 
Lautstarkes Sirenengeheul ... FEUER ? Bitte nicht. Wie spät ist es eigentlich und wo zum Teufel bin ich überhaupt? Totale Orientierungslosigkeit! Ein Auge auf, dann das zweite öffnen und langsam die Festplatte hochfahren... Okay, 5 Uhr früh und ich bin im Urlaub - aber was soll der Lärm? Nur das tägliche "einläuten" des Ramadan... Wieso hatte uns gestern der nette Taxifahrer denn nicht vorgewarnt?
 
Um 5:30 Uhr gab es Frühstück und um 6:00 Uhr standen, in völliger Dunkelheit, erneut 2 Taxis vor der Tür. Eins davon allerdings mit sechs Sitzplätzen. Klasse, denn nun folgten fast drei Stunden Fahrt nach Zagora. Unser Gepäck wurde auf den rancheigenen LKW geladen und los ging es. Taxifahrer Racid
war wohl früher Reiseleiter gewesen, seine Erklärungen waren detailliert und er gab uns viele Informationen über Land und Leute, Flora und Fauna. Bei diversen Fotostopps wurden erste Bilder geknipst. Verena entpuppte sich als perfekte Dolmetscherin, denn fließendes französisch konnte von uns anderen eigentlich niemand.
Der Taxifahrer des zweiten Taxis (in dem auch ich saß) war wahrscheinlich kurz vorher der Kitkat-Werbung entsprungen. Arabisches "Geheule" perdon ich meine natürlich arabische Musik dröhnte aus dem Kassettenrecorder.... Fängt er jetzt etwa auch noch an zu singen? YES! Hat mal jemand einen Schokoriegel ? - schoss es mir schlagartig durch den Kopf...
Reitklamotten hatten wir bereits im Hotel angezogen und gleich nach der Ankunft bekamen wir von Ahmed unsere Pferde zugeteilt. Ich erhielt einen hell brauen Hengst namens "Allal", wechselte aber bereits nach kurzer Zeit mit unserem Trailguide das Pferd. Die Chemie zwischen "Drif" und mir war deutlich besser. Ein langer Einführungsritt durch eine Geröllwüste begann und wir durchquerten ein völlig ausgetrocknetes Flussbett. Nach 3 Stunden dann unser erstes Picknick - Lecker! Wegen das Ramadans mussten uns Ahmed und Bushaib beim Essen zuschauen - Wer hat so einen Blödsinn bloß erfunden? Danach erste Trab- und Galoppstrecken zum Eingewöhnen. Anfangs nicht ganz einfach für jemanden der nur Westernsättel gewohnt ist... Um circa 17 Uhr tauchte unser erstes Camp, hinter einem breiten wasserführenden Fluss, auf. Mit großer Freude schmissen sich alle unsere Pferde in die Fluten - Da sag noch mal einer das Araber kein Wasser mögen!
 
 
Von unserem Koch Outman wurden wir mit Pfefferminztee begrüßt und unsere Doppelzelte standen bereits aufgebaut in der Sonne. Nach dem Abendessen (eingenommen auf Matten am Boden sitzend) bekamen wir unter lautem Gelächter von Bouchaib gezeigt wie man einen Cheche "professionell" wickelt. Oh je, wie blöd kann ein Mensch eigentlich aussehen?
  
 
Anschließend beging ich den "Fehler des Tages". Und genau dieser sollte mich auch die gesamte Woche verfolgen In meinen allabendlichen Notizen für meinen Reisebericht (ja - für diesen hier!) entwarf ich eine Liste. Wer reitet welchen Hengst.... Natürlich schrieb ich nicht meinen Namen in die Liste sondern nur "ich" - Was jetzt den großen Vorteil hatte das ich von der ganzen Crew eine Woche lang "Isch" statt Moni gerufen wurde *grins.
 
 
Die Anreise steckte allen noch in den Knochen und wir gingen relativ früh Schlafen. Die Zelte waren so klein das alle die kein extrem hohes "Kopfkissen" mochten ihr Gepäck draußen stehen ließen.
  
 
Gegen 4 Uhr morgens kam ein Taxi und nun hatte auch Chris endlich ihre kompletten Klamotten beisammen. Noch mal: Herzlichen Glückwunsch Air France!
 
 
Und hier sind sie nun unsere wilden Araberhengste samt Reiterinnen und Reiter:
 
 
Zeroual bedeutet: grüne Augen    geritten von:Monika
Salgado Real Madrid Fußballspieler   Katrin
Calin    Frechdachs - verspielt         Kerstin
Ajdig Männervorname bzw. Blume          Verena
Ayour Mond           Christiane
YaminRechts           Lutz
SalamFrieden           Karin
Immouzzer    Region im Hohen Atlas            Frank
Drif Freundlich Ich (Moni!!!)
Bassou Name vom vorherigen Besitzer          Tanja
Allal Name vom arabischen Popstar        Guide Ahmed
TannaltRegion im Hohen Atlas            Guide Bouchaib
 
Unser Koch hieß:Outman
Unser Chauffeur:Mohammed
Unser "fleißiger Helfer":  Said

 3. Tag 11.11.2002, Montag
 
 Wir starteten heute unseren Ritt erst um halb zehn Uhr. Lange Trabstrecken und gesittete Galoppaden ließen uns spüren wie faszinierend vielfältig und grenzenlos die Wüste war. Zum Tränken ritten wir mit den Pferden in einen Fluss. Der mittlerweile von den meisten getragene Cheche erwies sich als super praktisch - Schutz gegen Sonne, Wind, Sand und wie wir später noch erfahren sollten, auch klasse gegen
Regen, hilfreich beim Einfangen von Pferden und sogar brauchbar als "Atemschutz". Ein rundum "lebenswichtiges" Stück Stoff was ich nur jedem Saharareiter wärmstens empfehlen kann.
 
 
 Die Mittagsrast unter Palmen dauerte fast 2 Stunden. Wir sattelten ab und nahmen die Pads (oder eher Armeedecken) als Unterlage, es folgte ein Nickerchen.
 
 
Beim Weiteritt machten wir in einem kleinen einheimischen Dorf halt (wir gaben ihm den Namen "Rotzlöffelhausen") und gönnten uns eine eiskalte Coca Cola - herrlich! Dann bekamen auch die Pferde ihr Recht und wurden getränkt. Doch was war denn plötzlich mit Ajdig los? Der sonst total liebe Hengst
tänzelte aufgeregt hin und her. Des Rätsels Lösung: Der Arme wurde von Kindern mit kleinen Steinchen beworfen. Als Verena das mitbekam (zum Glück konnte sie ja perfektes Französisch), schiss sie die Kids zusammen. Leider waren es marokkanische Rotzlöffel überhaupt nicht gewohnt von einer
Frau ausgemotzt zu werden und fingen nun das Spucken an - nett... Ich ging zurück zu Bouchaib und fragte ihn wie wir uns denn wohl Verhalten sollten. Er ließ mich jedoch kaum aussprechen und verfolgte in einem Sprint die Bösewichte. Den letzten beißen die Hunde heißt ein schönes Sprichwort. Der Bengel den Bouchaib einholte, war wahrscheinlich kein Steinewerfer aber eindeutig zu langsam. Auf jeden Fall war seine Mutter begeistert das ihm endlich mal wieder jemand das Wort zum Sonntag gab - Haben Frauen denn in diesem Land nicht mal das Recht ihre eigenen Kinder zu "erziehen"? Verena hatte sich zwischenzeitlich schon selber geholfen und erfolgreich Steine zurückgeschmissen.
Abschließend ging unser Ritt weiter auf idyllisch von Palmen umsäumten Wegen - endloslang und wunderschön. Die Dunkelheit brach schneller ein als wir dachten und so erlebten wir einen bilderbuchmäßigen Sonnenuntergang zwischen den Bergen.
Wie immer gab es leckeres Abendessen im Camp und dann wurde ein Lagerfeuer aus Palmenwedeln entfacht. Sollte das ein traditionell marokkanischer Tanz werden oder wurde um Regen gebeten? Auf jeden Fall hatten alle einen mords-mäßigen Spaß an der Tanz-Aktion.

4. Tag 12.11.2002, Dienstag
Frühstück war erst gegen 9 Uhr geplant, allerdings knallte schon um 8 Uhr die Sonne so auf unsere Zelte das wir die Gegend erkundeten und weitere Wege aufs "Buschklo" in Kauf nahmen, da immer weniger schützendes Gestrüpp zu finden war. Tägliches Pferdeputzen war angesagt dann durchquerten
wir 2 Stunden steinige Wüste. Für heute war uns der erste Fetzgalopp, im Stil einer "Fantasia" angekündigt worden und wir waren gespannt wie die Flitzebögen, was wohl geschah. Vorsichtshalber verstaute ich meinen Fotoapparat in der Satteltasche.
 
 
Sahara: Unendliche Weite aber nicht so feinsandig wie vermutet! Dann begann worauf wir alle warteten, erst traben dann gleichzeitig "rechts schwenkt ab" und nebeneinander galoppieren - Nur mega genial!
Anfangs probierte ich aus wie viel Kontrolle ich noch über den Hengst besaß, dann genoss ich nur noch das unbeschreibliche Gefühl der Geschwindigkeit und spürte das Muskelspiel des Pferdes unter mir. Durch das versetzte Reiten bekamen wir keine "Erstickungsanfälle" durch aufgewirbelten Sand. Wie -
schon zu Ende? Schade - viel zu kurz. Ich hätte endlos so weitergaloppieren können...
 
 
Heute nächtigten wir in einer Art "Nobelherberge" einer Oase in der Wüste namens "Les milles et une nuit". Für uns Luxus pur. Jeder konnte nun die tiefsten Ecken seiner Reisetasche erkunden, denn in den Nomadenzelten hatten wir plötzlich soviel Platz. Keine Feuchttücher zum Waschen sondern ein
Hamam und Dusche - einfach klasse. "Wer ist denn das? Reitest Du schon die ganze Zeit mit uns?", begann das gegenseitige Gefrotzel. Endlich sandfrei sauber saßen wir beim Essen traditionell barfuss um den Tisch. Heute gab es ein festliches Essen -mit Backpflaumen, Pommes und Fleisch- Hey, hey soviel Aufwand wegen ein paar sauberen Touris wäre doch nicht nötig gewesen

Wir begrüßten die Dromedare (die hier gezüchtet wurden) und anschließend begann Bouchaib Storys von "Hassan dem Elektriker" bis weit nach Mitternacht zu erzählen. Heute brauchte man wirklich kein französisch verstehen zu können - die Gesten sagten einfach alles. Outman vergaß sogar vor lauter Lachen seine auf dem Feuer kochenden Kartoffeln...

5. Tag 13.11.2002, Mittwoch

Für Bouchaib fiel heute der Ramadan aus. Vom Nomaden-Ältesten erhielt er, aus welchen Gründen auch immer, eine Sondergenehmigung. Offiziell war er jedenfalls krank

Wir frühstückten zusammen mit ihm und begannen unsere heutige Reitstrecke. Weißer, feiner Sand und Dünenlandschaft ohne Ende. Endlich die Sahara wie sie sich der "typische Tourist" vorstellt - so verdammt schön. 1 1/2 Stunden genossen wir im Schritt diese einzigartige Natur bis zur Pause. In einer freien Ebene hielten wir unser heutiges Nickerchen 2 1/2 Stunden, nach dem täglichen Picknick, unter
einem Baum. Der Wind nahm stetig zu und erste Sandwehen kamen uns entgegen.
Der zweite Highspeed-Galopp stand nach unserer Pause auf dem Programm. Es war ein Gefühl von Geschwindigkeitsrausch pur. Diesmal spürte ich selbst den Hengst nicht mehr - nur Fliegen kann schöner sein - Yeah. Ich glaube ich war süchtig Ein kleines Privatrennen zwischen Calin und Drif
begann und Bouchaib bekam Panik das wir bis Algerien durchpreschen würden. Drif ließ sich sogar besser als erwartet stoppen und dabei hatte ich noch nicht mal die Endgeschwin-digkeit erreicht. Das auch er einen Megaspaß am Rennen hatte, war wirklich spürbar denn ich hatte nicht mal meine
Schenkel angelegt. Drif, sonst eher latschig mit Energiesparmodus, war tatsächlich das schnellste Pferd
in der Wüste - unglaublich.
Trotz der Geschwindigkeit gab er mir niemals das Gefühl die Kontrolle über ihn zu verlieren. Keine 5 Minuten später fiel er wieder völlig relaxt bei durchhängenden Zügeln (einhändig geritten) in seinen Energiespargang. Wahnsinn wie schnell Berber wieder "runterkommen".
Wir ritten an einem Beduinendorf vorbei und blickten plötzlich in Bouchaibs erstauntes Gesicht. "Wo ist unser Camp?" Ratlose Gesichter von beiden Guides. Tja, kleine Sünden straft der liebe Gott (ähm, ich meine natürlich Allah) sofort *grins
 
 Es gab an der sonst üblichen Stelle kein Wasser mehr und daher beschloss unsere Bodencrew auszuweichen.

Am Abend begann beim üblichen Pferdefüttern wieder das tägliche Gefrotzel zwischen Tanja und Bushaib. Eigentlich wollte dieser ja Tanja zur Frau nehmen - bot ihr aber eindeutig zuwenig Ziegen, Kamele oder ähnliches an - Tanja wollte Araberhengste Beim Futtersäcke verteilen, "zankten" beide wieder rum und bekanntlich heißt es ja: "Wenn zwei sich Streiten freut sich der Dritte" oder "Wenn zwei Esel sich balgen gibt's Regen". Beides traf diesmal zu und so bekam ich die Ration Futter für Drif von Ahmed...

Wir schmiedeten einen "Racheplan" und wollten beim morgigen Picknick Bouchaib die Zügel oder den Sattelgut abbauen und verstecken. Diebisch stellten wir uns sein dummes Gesicht vor.... Ahmed bekam lange Ohren und wir machten uns Sorgen das er doch mehr Deutsch verstand als er zugeben wollte.

Die Wüstennacht war klar und der Sternenhimmel genial. Unsere Zelte standen direkt neben den Pferden und ein beruhigendes Mahlen und Schnauben war hörbar.

In dieser Nacht riss uns lautes Quicken der Hengste aus dem Schlaf - Franks Pferd Immouzzer hatte sich befreit und stänkerte die anderen an. Aber: Don´t Panik - unsere Crew fing Immouzzer mit zusammengeknoteten Cheches schnell und geschickt wieder ein.

6. Tag 14.11.2002, Donnerstag

Heute ließ sich die Sonne schon um 7 Uhr in der Früh blicken, doch Sturm kam auf. Karin flog beim Frühstück die Isomatte entgegen - zum Glück denn sonst hätte sie wahrscheinlich der heiße Kaffee erwischt. Flugweite etwa 4 Meter!

Bouchaib grinste uns schon morgens entgegen. Was heckte der jetzt schon wieder aus? TANJAAAA???
Die Lösung war einfach: Er ritt heute nicht mit! Said bekamt sein Pferd und seine Schuhe. Hatte Ahmed doch gepetzt?

Als erstes tränkten wir die Pferde und ritten zu einem Brunnen. Ein rumstehendes Dromedar freute sich "Hey, endlich kommen mal wieder Touris vorbei und ziehen Wasser aus dem Brunnen. Ich habe auch Durst". Wir verließen die sandige Sahara und kamen in eine Steinwüste. Heute trabten wir nur kurz und galoppierten ebenso wenig. Zwischen Felsen picknickten wir und versandeten dabei - HILFE...

Schließlich ritten wir durch eine Geröllwüste und traten dem Verein "Weltweit Wandern" bei. Konditionell echt kein Thema aber mit 500 -600 kg "Handgepäck" das sich Marke Maultier hinterher zerren ließ doch ein wenig schwierig. Verena: "Ischs Pferd hat keinen Bock mehr, wartet mal" Drif stand auf einem etwa 70 cm hohen Steinbrocken, als sei es eine Steilwand, und weigerte sich standhaft auch nun einen Schritt voran zu gehen - Fluch!

Unser letztes Camp erwartete uns in einer kargen Ebene, Bäume waren nur wenige vorhanden und Drif hatte Außenposition. Heute wurden unsere fachmännisch gebundenen Knoten sogar kontrolliert da sich in der Nacht eine Herde Esel angekündigt hatte.

Heftigster Sturm kam schlagartig auf. Beim Versuch unsere 5 Doppelzelte aufzustellen, gaben sich gleich drei kurzerhand geschlagen und brachen auseinander. Wir beschlossen im Essenszelt zu übernachten. Karin und Frank bezogen das eine heile Doppelzelt und Monika und Lutz das andere. Den
beiden war die Lage aber irgendwie nicht geheuer und sie zogen auch kurzerhand zu uns in das große Zelt.

Wir richteten uns "häuslich" ein und schlüpften in unsere Schlafklamotten. But whats that? Zwei Orkanböen rissen die Verankerungen der Seitenwände raus und die mittlere mannshohe Eisenstange drohte durch die instabile Geschichte umzufallen. Unsere Versuche alles mit Steinen und Gepäck neu zu verankern scheiterten und wir gaben uns geschlagen. Sandböen wanderten in unsere Schlafsäcke und fegten durch unsere Gesichter. Sandsturm in der Sahara - Abenteuer pur! Wer zum Teufel hatte denn bloß das Sonderprogramm gebucht ohne das mit den anderen abzusprechen???

7. Tag 15.11.2002, Freitag


Am Morgen fehlte den meisten von uns der Schlaf und wir fragten uns ob man bei Windstärke 11 überhaupt Reiten kann. Ahmed und Said pennten noch selig zwischen den Sätteln und Bouchaib und Mohammed hatten sich im Auto einquartiert.

Hatten jetzt eigentlich alle 5 Kilo Sand im Gepäck oder nur ich? Um nach dem Frühstück überhaupt losreiten zu können, sattelten wir zu zweit. Der Sturm wehte sekundenschnell die Satteldecken wieder von den Hengsten. Dann begann der Ritt durch den Saharasturm - Wer kann schon behaupten so was mal erlebt zu haben?

Wir durchquerten abermals ein Dorf und wurden von den Kindern als "Attraktion" begrüßt. Sie fragten (wie fast immer) nach Kugelschreibern, Heften und Dirham. Bouchaib durchfegte das Dorf in schnellem Trab und wir galoppierten sogar mit allen 12 Pferden durch die engen Gassen - Eine riesige Staubwolke folgte uns! Das sollte man mal in Deutschland wagen

Riesige Dünenlandschaften folgten mit Blick auf den Fluss Draa. Heute war meines Erachtens eine der landschaftlich abwechselungsreichsten Strecken. Nur Schade das wir das wegen des Sandsturmes nicht richtig genießen konnten.

Nach der Durchquerung des gut gefluteten Draa´s begann Petrus seine Tore zu öffnen... Alle Reiter und Pferde waren durch Schlagregen nass bis auf die Knochen bzw. die Unterhosen. Hätten wir das vorher geahnt, hätten wir uns die Verrenkungen im Fluss sparen können

Wir erblickten den Anfangspunkt unseres Trails - die Ranch! Ziemlich glücklich endlich die patschnassen Klamotten vom Leib zu bekommen, sattelten wir mit Wehmut das letzte Mal ab. Dann folgte großes Umziehen im "Speise-, Gepäck-, und Sattelraum"... "Hat jemand meine Socken gesehen?" "Welcher ist mein Cheche?" Oder auch einfach: Chaos total...

Traditionell gab es in Marokko freitags immer "Couscous" zu Futtern. Total lecker! Dann wurden wir nach Zagora zum Shopping gefahren. Touristen fielen dort sofort auf und wurden ständig angesprochen. Ich fühlte mich in dieser Atmosphäre ziemlich unwohl und vertagte meine geplanten Einkäufe bis Casablanca. Weiter ging es ins uns schon gekannte Hotel "Amlal" nach Quarzazate. Da wir nur eine
Stunde bis zum Abendessen Zeit hatten, hieß es schnell Duschen, Taschen umpacken und den meisten Sand irgendwie loszuwerden. Wieder Essen -oh je, waren wir voll! Salat, Tajine, Obst- und dann: Ein Bett - ein Bett - ein Königreich für ein Bett .....

8. Tag 16.11.2002, Samstag

Bereits um 4:30 Uhr saßen wir "stadtfein gekleidet" am Frühstückstisch. Dann fuhren wir mit den Taxis zum Airport Ouarzazate: Ein einziger riesiger Raum mit nur drei "Check in - Schalter" und Wartezone - sehr übersichtlich
 Die Air Maroc Maschine war nicht (wie vielleicht einige denken werden) ein alter Klappervogel, sondern eine nette Boing 737! Nachdem ich auf meinem Sitzplatz brav angeschnallt auf den Start warte, stürzte eine Stewardess aufgeregt auf mich zu und sprach wie ein Wasserfall französisch auf mich ein.
Häähhh? "Do you speak english?" stoppte prompt ihren Redefluss. Chris hatte sie zu mir geschickt denn neben ihr waren beide Plätze unbesetzt und ich sollte nur den Platz wechseln. Die Maschine rollte aber bereits auf die Startbahn zu als ich die Stewardess fragte: "Wann?" und die "Jetzt" antwortete. Also Beine in die Hand und quer durch die Maschine gefegt....

Gelandet in Casablanca verabschiedeten wir uns von Monika und Christiane (die beiden hatten einen anderen Rückflug gebucht). Anschließend wollten wir mit dem Zug in die Altstadt fahren um irgendwie die 11 Stunden!!! Aufenthalt sinnvoll zu nutzen. Es regnete noch immer und in Casablanca City war es kalt und stürmisch. Zu allem Übel stank es auch noch fürchterlich nach Fisch. Wir stiefelten zur zweitgrößten Moschee der Welt "Grande Mosquee Hassan II" - Leider war diese nur sonntags für Touristen geöffnet -Wieso stand das bloß im keinem Reiseführer? - So begnügten wir uns mit dem
Anschauen der Außenanlagen und bewunderten die Details dieses beeindruckenden Bauwerkes.

Wir bummelten durch die Medina = Altstadt und bekamen hier einen völlig anderen Eindruck von Marokko. Die Einheimischen begegneten uns unaufdringlich freundlich und endlich konnten wir uns die verschiedenen Stände anschauen ohne ständig angequatscht zu werden. Katrin kaufte sich Minze und Frank erstand marokkanische Musik auf CD.

Casablanca war eine sehr arme und verhältnismäßig dreckige Stadt - Leider nix mehr "blanca". Man konnte die extrem einfachen Lebensumstände der Einheimischen sehen, spürte aber auch gleichzeitig die Gastfreundschaft. Wer gerade in der Gegend ist, sollte sich auf jeden Fall einen Eindruck
verschaffen. Alle die extra zum Besuch einen großen Anreise-weg auf sich nehmen, könnten eventuell etwas enttäuscht sein.

Die verbleibende Truppe fand, dank "Reiseführer" Lutz, den Flughafen wieder. Hier wollten wir unsere letzten Dirham ausgeben und stürzten in den Duty-Free-Shop - aber: Wieso um alles in der Welt wollten die hier ihre eigene Währung nicht annehmen? Nur Euros oder Kreditkarten waren angesagt.

Frank litt heute an völliger Orientierungslosigkeit und fand beim Einchecken seinen Gepäckschein nicht wieder. War ihm das nicht schon mit dem Zugfahrschein ähnlich ergangen?

Im Flieger fielen wir dann echt auf. Fotoblitze, lautes Gelächter und an den Haaren Gezerre, ließ uns wieder wie Teenager erscheinen - Ach ja, waren das vor etwa 15 Jahren schöne Zeiten.... Mein geworfenes Papierkügelchen landete prompt in Karins Rotwein

Der nette Steward bekam die Krise als er Verena fragte ob das Geflügel gut geschmeckt hat. "Der Fisch hatte Gräten und die Steinsemmel hatte ich schon mal vor einigen Jahren - da stehen ja noch meine Initialen drin.", schauen Sie mal .....
Schnell fand er aber seine Fassung wieder und stieg voll mit in die Verarscherei ein: "Die schwangere Frau in der letzten Reihe bekommt wahrscheinlich noch während des Fluges ihr Kind", raunte er seiner Kollegin zu, als er genau neben unserer Reihe stand. Der Schlingel hatte garantiert einen Blick auf die Passagierliste geworfen und den Dr.-Titel vor Katrins Namen erblickt... Diese sank plötzlich tiefer in ihren Sitz und murmelte nur noch: "So`ne Scheiße das ist doch gar nicht mein Fachgebiet." Tja, auch Chirurgen haben mal Pech...
In Frankfurt hieß es dann Abschied nehmen und ich musste alleine weiter nach Hannover fliegen.
Am Ende eines verdammt langen Tages kam sogar, wie auf wundersame Weise, mein Gepäck aus dem dicken Bauch des Fliegers....... Das war tatsächlich wie ein kleines Wunder für mich

  
 
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